Musik im Boschnhaus
Eine Winterreise in der „Goldbachphilharmonie“
Mit einem herzlichen Willkommen begrüßte Markus Eham, Moderator des Konzertabends, die zahlreichen Konzertbesucher:innen im Kulturzentrum Boschnhaus am Vorabend zum dritten Advent. Markus Eham nannte es die Goldbachphilharmonie, denn es ist im Unterschied zur Isarphilharmonie nicht bloß ein Interimsquartier, sondern fester Anker fürs kulturelle Leben in Vagen, ob es ums Malen, Kochen, Essen, Bildungsveranstaltungen, oder eben Musik geht.
Und hierfür haben sich die 6 Interpreten, Regina Schuller, Klavier, Agnes Meixner, Gesang, Irmgard Steininger, Geige, Brigitte Hafner und Hans Eham Klarinette sowie Michael Stacheder Kontrabass für diesen konzertanten Abend zusammengefunden.
Schwungvoll eröffnet haben Brigitte Hafner, Hans Eham und Regina Schuller den Abend mit dem Konzertstück Nr. 2 für 2 Klarinetten und Klavier von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mendelssohn lässt die Klarinetten brillieren; im Stil von Frage und Antwort entsteht ein spannungsreicher Dialog unter den Interpreten, der mit klanglicher Schönheit und technisch virtuos über 3 Sätze, Presto – Andante – Allegretto grazioso, geführt wurde. Bei soviel klarinettistischem Überschwang konnte man angesichts der winterlichen Wetterlage sich an Schlittenfahrt und Schneeballschlacht erinnert fühlen und gleichsam auf den Titel des heutigen Konzerts „Eine Winterreise hinführen. Zunächst sollte aber der Herbst mit dem gleichnamigen Lied von Felix Mendelssohn-Bartholdy von Agnes Meixner im Dialog mit Klarinette und Klavier stimmungsvoll und sehr einfühlsam besungen werden….
„…Ach, wie so bald wandelt sich Frühling in Winterzeit“ und die letzte Strophe bilanziert, was das unaufhaltsame Verfließen der Zeit in unserem Inneren freilegt: „Eines nur will nimmer wanken: Es ist das Sehnen, das nimmer vergeht.“ ….
Die anschließende Serenade in E-Dur von Enrico Toselli, wohl das bekannteste Werk des jungen 17 jährigen italienischen Komponisten, nahm als Abendmusik den vorangegangen Sehnsuchtston auf und hat damit den herbstlichen Auftakt des Programms abgeschlossen. Irmgard Steininger, Geige, begleitet von Klavier und Kontrabass, verstanden es, mit Ausdruckskraft im Zusammenspiel und Klangschönheit, die musikalische Brücke zu bilden hin zu „Die Winterreise“ von Franz Schubert.
Zieht euch warm an, so hat Markus Eham in seinen einführenden Worten, die Konzertbesucher:Innen auf den folgenden Liederzyklus eingestimmt. Denn Schuberts Winterreise ist kein Spaziergang mit dampfenden Atemwölkchen durch märchenhaft glitzernde Schneelandschaften. Schon von schwerer Krankheit gezeichnet hat Schubert den Zyklus ein Jahr vor seinem Tod komponiert. Bald nach seinem Tod, Ende Dezember 1828, erschien das gesamte Werk mit 24 Liedern im Druck. Agnes Meixner hat aus dem Zyklus mit 24 Liedern eine Auswahl getroffen, die die Stimmungslage und den Gesundheitszustand des Komponisten erkennen lässt:“Gefrorene Tränen“, „Wasserfluth,“ „Der stürmische Morgen“, „Muth“ und schließlich „Leiermann“, das auch im Gesamtzyklus den Schluß bildet. Einfühlsam und mit hoher musikalischer Gestaltungskraft hat Agnes Meixner und Regina Schuller, Klavier, das Stimmungsbild des Komponisten wiedergegeben. Schuberts Winterreise war durchpulst von einem irren Gehen, einsam, ohne Gruß ist da einer unterwegs, rastlos, ziellos…
MIt Thomaso Albinoni`s Adagio für Violine ,Klavier und Kontrabass, wurde schließlich ein anderer Ton im Programm angeschlagen. Hier zeichnet die Geige zunächst eine im 3/4 Takt ruhig,-stetig gehende wenn gleich spannungsvolle Melodie, welche dann in einem modernen Arrangement im 4/4 Takt mit walking bass und Rassel, für den zusätzlichen Puls und Drive sorgten und somit das Gehen und das Mitgehen mit der Musik unterstützten.
Auch im Felix Mendelssohn Bartholdy`s Lobgesang trug und animierte die Begleitfigur im Klavier die Gesangsstimme zu einem schwungvoll-gelösten und zuversichtlichen Gehen.„Ich harrete des Herrn und er neigte sich zu mir. Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn.“ …
Mit zwei Liedern von Peter Cornelius hat Agnes Meixner sozusagen vom kalten Weg der Winterreise hinein in die Wärme des Christfestes geführt: „Christbaum“ heißt das erste Lied; es malt in Tönen ein selig funkelndes Weihnachststuben-Idyll des 19. Jhts. Das zweite Lied „Hirten“ erzählt, wie die Viehhüter auf den Feldern vor Betlehem vom Frieden hören und dann „eilen zum heilgen Ort“, wo dieser Hoffnungsanker auf Erden unwiderruflich festmacht – in einem Stall.
Ruhe und Stille kehrte schließlich dann auch beim abschließenden Lied „O`du Stille Zeit“ von Cesar Bresgen ein. Mit einer Bearbeitung von Markus Eham, haben Agnes Meixner mit allen Instrumentalsolisten stimmungsvoll die Gäste in den winterlichen Abend verabschiedet. Die Konzertbesucher:Innen dankten es den Interpreten mit einem langen stehenden Applaus sowie Spenden. Im Nachklang gab es noch in angenehmer, unterhaltsamer Atmosphäre einen regen Austausch über ein besonderes musisch-kulturelles Erlebnis in der Vagener „Goldbachphilharmonie“.
Zu Silvester gibt es für das Konzert am 31.12., 17:00 Uhr einen Zusatztermin. Der Eintritt ist frei; Spenden sind erwünscht!
JBE